1. Oktober 2017: Gehen – und wie geht’s Dir?

Ich bin am Wochenende von Leibnitz über die Berge nach Arnfels gegangen. So schön und so bereichernd – im Außen und im innen!

Waldefried Pechtl hat vieles über Gehen in Worte gekleidet. Worte, die einen Teil meiner Erlebnisse wunderbar einfangen.

Mögen Sie und viele Menschen diese Entdeckungen machen, nachdem Sie mal auf- und ausgebrochen sind.

Gehen von Waldefried Pechtl

Jeder Weg mündet wieder in einen Weg.

Manche Wege sind schmal, manche beschwerlich, andere aber breit und schattig, manche klar und gerade, andere aber gewunden und voller Überraschungen.

Durch das Land gehen ist wie durch das Leben gehen.

Für Menschen, die an Wegen leben, gehört der Weg zum Leben. Menschen, di diesen Weg entlangkommen bringen etwas in dieses Leben.

Bewegung trifft Ruhe und setzt diese in Schwingung. Gedanken entstehen, Bilder, Möglichkeiten. Die Welt entsteht im Tun, im Reden, in den Gedanken neu.

Diese Wunder: Allein dadurch, dass Du Deinen Weg gehst durch das Land, machst Du mehr möglich, als vorher war.

„Woher kommst Du? Wohin gehst Du?“ fragen Dich die Menschen. Ihre Augen leuchten, wenn sie Dir zuhören. Vom Schlafen auf der Erde unter Bäumen. Vom Anblick des Mondes. Vom Weitergehen. Aus tief Verborgenem taucht Lust auf nach diesem Urvergnügen. Wenn Du weitergehst, ist es möglich geworden auch für die anderen. So machst Du die Welt reich.

Du gehst durch das Land. Mit jedem Schritt kommst Du Dir näher. Irgendwann geht Dich Dein Körper. Gehen ist Dir angeboren. Beim Gehen kommen Deinem Körper Erinnerungen an einen Rhythmus, der viele Tausende von Jahren vor Dir geboren wurde. Vielleicht tauchen Bilder in Dir auf, während Deine Beine, Deine Hüften sich wie von selbst bewegen, von Menschen, Landschaften, Orten.

Du bleibst nie stehen. Du verweilst um zu schauen, aufzunehmen, nachzuspüren. Stehenbleiben hieße: das nehmen, was vorbeikommt. Weitergehen heißt: entdecken, immer wieder neu entscheiden, voller Neugier sein auf das hinter der nächsten Biegung.

Wenn Du gehst, bist Du ganz am Boden. Die Klarheit ist in Dir: ein Weg fließt in einen anderen Weg und jeder Weg triffst auf eine Kreuzung. Jede Kreuzung heißt Dich nachspüren, wohin Du ziehst. Und indem Du Dich leiten lässt von Deinen Sinnen, gehst Du Schritt für Schritt näher an Dich heran.

 

Zur Übersicht